Konstellation Saturn-Uranus

Autor: Peter-Johannes Hensel

Auszug aus dem 1.100-seitigen Ausbildungs-Ebook

Nach der Pluto-Saturn-Konstellation besprechen wir jetzt eine zweite Konstellation, die nur kollektive Kräfte in sich birgt, die Uranus-Saturn-Konstellation. Diese ergibt sich, wenn wir den Saturn in Feld 11 oder den Uranus in Feld 10 haben. Diese beiden Planeten repräsentieren die beiden nebeneinanderliegenden Tierkreiszeichen Steinbock und Wassermann. Auch das muss unter anderem neben der Kollektivität der Konstellation bedeuten, dass es sich um eine ziemlich problematische Angelegenheit handelt. In der Tat ist auch die Konstellation Saturn-Uranus mit einer der schwierigsten, die wir kennen. Denn es geht, selbst in wohlwollendster Formulierung, im inneren Wesensbild der Konstellation um die zerstörte Form. Das heißt im Grunde genommen um einen stetigen Wandel von Formen, aber um den zu vollbringen, müssen die Formen zerstört werden. Saturn-Uranus ist jene Konstellation, bei der die Form nicht in der Lage ist, sich dauerhaft zu halten, also einem Zerstörungs-, Zersetzungsprozess unterliegt.
 
Man könnte das prinzipiell so formulieren, dass der Uranus innerhalb dieser Konstellation das zerstörende, das aufbrechende, das verändernde Prinzip darstellt. Und dass der Uranus in dem Sinne immer die Oberhand innerhalb der Konstellation behält, also über den Saturn, über die feste Form, die an sich unveränderlich sein will in der Zeit. Insofern ist das innere Bild, das Wesensbild, die Form, die zerstört wird. Beziehungsweise ist das Wesensbild mit all den Formen in Übereinstimmung, die an sich einer Veränderung unterliegen. Da gibt es keine Ausnahmen. Es gibt keine Form, die ewig, also nicht an die Zeit gebunden, überdauern kann. Insofern haben wir es immer mit einer ganz natürlichen Konstellation, mit einem ganz natürlichen Vorgang zu tun, wenn die Form zerstört wird. Allerdings ist es für den Menschen in der Regel sehr, sehr problematisch, wenn er sich relativ häufig im Leben in zerstörten Formen seines bisherigen Lebens wiederfindet. Dazu aber dann später mehr.
 

Wenn die Form zerstört wird, dann haben wir es hier mit zwei verschiedenen Kräften zu tun. Einerseits der Kraft, die in der Form an sich gebannt ist - und andererseits mit der Kraft, die versucht, die Form anzugreifen und aus der entsprechenden Fassung zu bringen. Wenn wir von zwei verschiedenen Kräften reden - der Zerstörungskraft und derjenigen Kraft, die die Form beinhaltet oder zusammenhält - dann haben wir hier im Grunde genommen das Inhaltsbild der Unvereinbarkeit. Und zwar im speziellen Sinne der Unvereinbarkeit zweier Kräfte. Wenn wir Inhaltsbilder astrologisch beschreiben, dann versuchen wir, das möglichst allgemein auszudrücken. Insofern reden wir hier zunächst inhaltlich von einer Unvereinbarkeit der Kräfte, die dazu führt, dass die Formen zerstört werden. Was dann einer Situation ähnelt, die mit einem Schlachtfeld oder mit einem Scherbenhaufen vergleichbar ist. Also ein Inhaltsbild, was im Sinne der Unvereinbarkeit eine Situation erzeugt, die doch relativ unangenehm zu sein scheint. Das ist dann auch der Grund dafür, warum sich aus der Unvereinbarkeit der Kräfte die Form der Harmonie ergibt.
 
Möglicherweise ist das für den einen oder anderen ein bisschen schwer verständlich. Aber man könnte sich das so erklären, dass man sich dieses „Schlachtfeld“ vorstellt, das einen Zustand symbolisiert, der auf die Spitze getrieben worden ist. Und dann kippt die Situation irgendwann auch psychisch gesehen um und man versucht, aus den Schlachtfeldern zu entkommen und ein Leben in Ruhe und Frieden, oder wenn man so will, auch in Harmonie zu leben. Dieses Formbild der Suche nach Harmonie ist eine logische Konsequenz aus der Unvereinbarkeit der Kräfte. Man versucht, eine Vereinbarung zu treffen, was gleichgesetzt werden kann mit dem, was wir unter Harmonie verstehen.
 

Frühkindlich haben wir es bei Saturn-Uranus damit zu tun, dass das Kind unbewusst die Erfahrung machen musste, dass die Eltern aus ihren charakterlichen Grundstrukturen heraus nicht zueinander gepasst haben, also in dem Sinne selbst bereits unvereinbar gewesen sind. Diese Unvereinbarkeit hat das Kind als Vater- und Mutterbild, als Eltern-Imago, in sich. Allerdings taucht das Problem in dem Sinne auf, als das Kind nicht zwei Personen ist, wie es die Eltern sind, die also getrennt auch ihrer Wege gehen könnten, wenn sie es wollen. Sondern diese beiden unterschiedlichen Charaktere oder unterschiedlichen Seelenanteile sind in diesem einen Kind vorhanden. Dieses Kind hat also zwei Seelen in seiner Brust, die aber nicht miteinander vereinbar sind. Und das erzeugt eine ungeheure innere Verzweiflungs- und Notsituation, der man dann allerdings auch mit einer Suche nach Harmonie - hier kann das Formbild durchaus auch als Verhaltensform mitgewertet werden - versucht zu begegnen. Die Suche nach Harmonie, das Finden und Aufrechterhalten von Harmonie, gestaltet sich zwar sehr schwierig, aber man wird es trotzdem immer wieder versuchen, um der Disharmonie, die dann letzten Endes die Unvereinbarkeit symbolisiert, zu entkommen. Und um nicht an die frühkindliche Erfahrung der Unvereinbarkeit der beiden Eltern, und damit der Unvereinbarkeit der eigenen Person in sich selbst, erinnert zu werden.
 
Als Verhaltensbild nenne ich den einsamen Wolf. Ich kann an der Stelle eine sehr interessante kleine Anekdote aus meiner langjährigen Unterrichtserfahrung berichten. Ich hatte mal eine Schülerin, eine Homöopathin, die mir, als wir dann Saturn-Uranus besprachen im Unterricht, dieses Bild vom einsamen Wolf aus der homöopathischen Richtung heraus bestätigt hat. Und zwar aus dem Repetitorium von Kent. Wenn Sie sich nicht weiter mit Repetitorien oder überhaupt mit der Homöopathie auskennen, dann macht das jetzt an der Stelle nichts. Aber der Kent ist ein absolutes Standardwerk, um entsprechende Heilmittel homöopathischer Natur zu finden. Dieses Bild des einsamen Wolfes, das fand sie beim Tuberculinum. Das Tuberculinum ist nun tatsächlich interessanterweise auch aus astrologischer Sicht dasjenige Homöopathikum, das zum Saturn-Uranus hervorragend passt. Ich fand das also schon sehr bemerkenswert, dass in diesem doch sehr altehrwürdigen Kent eine Formulierung für Tuberculinum, nämlich eben der einsame Wolf, gefunden wurde, die mit der astrologischen Erkenntnis wortwörtlich übereinstimmt. Das fand ich sehr angenehm und sehr befriedigend und wollte Ihnen das an dieser Stelle nicht vorenthalten.
 

Was mit diesem Bild einsamer Wolf gemeint ist, ist Folgendes. Stellen Sie sich bitte ein verschneites kleines Tal vor, in dem ein paar kleine Holzhäuschen stehen, möglicherweise liegen wir ein- oder zweihundert Jahre in der Zeit zurück. Ein verschneites kleines Tal in der Dämmerung, die Sonne geht unter, ist schon verschwunden. Das Licht wird immer schummriger und die Kerzen in den kleinen Häusern im Tal, das verschneit ist, gehen an. Wir bewegen uns jetzt in ein kleines Haus hinein und schauen aus diesem Haus durch ein kleines Fensterlein hinaus, das von innen beschlagen ist. Wir müssen es erst einmal säubern. Wir blicken in das verschneite Tal, das sich ein kleines bisschen auf eine Anhöhe hin ragt, hinaus, und sehen auf dieser Anhöhe in relativ weiter Entfernung einen Wolf stehen, der sozusagen seine Silhouette am Horizont abgibt. Dieses Bild des Wolfes, der in der Nähe der Ansiedlungen sich aufhält, entspricht dem Saturn-Uranus. Und zwar vor allen Dingen auch in dem Sinne, dass der Wolf, den wir hier skizzieren, kein Wolf ist, der sich in einem Rudel aufhält. Sondern er läuft wirklich alleine und hat eine Art Außenseiter-Mentalität - er will aber dennoch in dieser Außenseiter-Mentalität von anderen, also in dem Falle von den Menschen im Tal, gesehen werden. Wir haben es hier nicht mit einem Wolf zu tun, der sich weit von jeder Zivilisation entfernt hat, sondern er will in seiner Besonderheit, in seiner Einsamkeit, von anderen erlebt werden.
 
Das ist eine Form, die wir im psychologischen Sinne bei Saturn-Uranus auch beschreiben könnten als einen Wunsch des Saturn-Uranus-Menschen, sich anderen in seinem Leiden zu zeigen. Aber nicht in einer Form, die andere betroffen macht, sondern eher einen gewissen Respekt oder eine gewisse Achtung oder eine gewisse Freude einflößt. Bei Kindern beispielsweise kann man das häufig dadurch feststellen, dass sie eine gewisse Tendenz haben, sehr albern oder clownesk zu sein. Der Klassen-Clown beispielsweise ist auch so eine Figur, die sehr gut zum Saturn-Uranus passt. Denn diese Kinder versuchen, auf sich aufmerksam zu machen, und zwar - ich erinnere an die Sucht nach Harmonie - im Sinne einer positiven Aufmerksamkeit, die sie erregen, wenn sie irgendeinen Spaß machen.
 

Dann lacht man halt über diesen Spaß. Und dieses Kind kann dann feststellen, dass eigentlich alles um es herum lacht und damit alles in Ordnung ist. Und es dann noch zusätzlich eine gewisse Bewunderung erlangt. Diese Bewunderung und das Lachen um dieses Kind herum ist dann ein scheinbarer Beweis dafür, dass die Welt, auch die innere Welt, in Ordnung ist. Solange ein Kind sich aber auf eine solche Art und Weise verhält, beziehungsweise solange der Wolf in seiner Einsamkeit und Besonderheit gesehen werden will, haben wir es dennoch immer mit der Unvereinbarkeit zu tun. Denn die Unvereinbarkeit im Bild des Wolfes, der am Horizont in der Nähe des Tales steht, besteht ja darin, dass er nicht in das Dorf hinunter gehen kann, weil er wüsste, er würde dort erschossen werden. Auch die Menschen im Dorf selber würden nicht hinausziehen, um den Wolf sich anzuschauen, geschweige denn zu streicheln - es besteht ein gewisses Ressentiment zwischen diesen beiden Seiten. Und in dem Sinne ist also zwischen dem Mensch und dem Wolf – in diesem Bild zumindest – eine Unvereinbarkeit enthalten.
 
Ein Mensch mit dieser Konstellation wird im Laufe der Jahre einen mehr oder weniger ausgeprägten Hang zum Positivismus entwickeln, um die Unvereinbarkeit in sich selber nicht zu spüren. Aber das wird auf Dauer nicht gut gehen und insofern ist diese Konfliktscheu, die hier auch sehr stark im Vordergrund steht und die um ein Vielfaches stärker ist als diejenige eines Menschen mit zum Beispiel einer Waage-Betonung, diese Konfliktscheu wird natürlich irgendwann direkt zu einem selbstgemachten, hausgemachten Problem und muss dann in irgendeiner Form verarbeitet werden. Das fällt jemandem mit der Konstellation aber sehr schwer, weil er im Kern seines Wesens versucht, den Konflikten aus dem Weg zu gehen. Die seelische Stellungnahme zu den Konflikten, in denen man sich befindet, ist in der Regel hier sehr gering. Man weicht aus. Und das führt natürlich auf Dauer dazu, dass die Konflikte mehr oder weniger doch immer größer werden und es für den Saturn-Uranus-Menschen ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Möglichkeit mehr gibt, auszuweichen.
 

Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird man sich dann als ein Wesen empfinden, das tatsächlich auch mit der Welt, in der es lebt, unvereinbar geworden ist. Und dann brechen im Grunde genommen zunächst unbewusst extreme Konflikte auf, die wir aber jetzt an dieser Stelle so nicht weiter diskutieren können. Denn das hängt dann sehr von der gesamten Mechanik eines bestimmen speziellen Horoskops ab, in dem die Konstellation auftaucht. Die Unvereinbarkeit mit sich selbst und der äußeren Welt, in der man sich befindet, bricht dann ganz stark auf. Und das kann dazu führen, dass man sich wiederum in sich selber abkapselt. Das Endstadium dieser Konstellation, die auch durchaus als ein schizophrenes Stadium bezeichnet werden könnte, wäre dann, dass man im Grunde genommen den seelischen Bezug zu sich selber verliert. Das heißt man leidet hier an der Unvereinbarkeit mit sich selber und weiß nicht, wie man den Bezug zu sich selber herstellen will - beziehungsweise im Endstadium ist man auch an diesem Herstellen des Bezugs gar nicht mehr interessiert.
 
Es geht also letzten Endes darum, dass man hier an der Beziehungslosigkeit zu sich selber leidet, die die Seele extrem betroffen macht - ohne dieses Leiden aus der Beziehungslosigkeit heraus, es ist ja erklärbar, noch zu spüren.  Insofern ist man hier krank, ohne es zu wissen. Also eine im Endstadium sehr tragische Situation, die aber hier von mir durchaus immer geschildert werden muss, weil wir es in der Regel mit Abschwächungen dieser Beschreibung zu tun haben, und die Abschwächungen aber bei Weitem nicht so deutlich sind.
 
Lernen muss ein Mensch mit Saturn-Uranus in jedem Falle, dass Konfrontationen und Unvereinbares, also das heißt im weitesten Sinne Konflikte, im Leben bestehen müssen. Dass man versuchen muss, sie zu lösen, wenn sie auftauchen. Was man nicht tun darf mit der Konstellation, zumindest nicht auf Dauer, ist zu kompensieren. In dem Sinne, dass man, was der Kompensator nämlich sehr gerne tut, zum Teil sogar künstliche Konflikte im Leben erzeugt, um das Prinzip der Unvereinbarkeit immer wieder sich oder anderen vor Augen zu führen. Auch das gibt es. Wir nennen das dann die sogenannte „Terroristen-Konstellation“ - also ein Mensch, der ständig Konflikte heraufbeschwört. Diese Bezeichnung geht darauf zurück, dass man mal herausgefunden hat, dass die sogenannte Bader-Meinhoff-Gruppe in Deutschland, die so eine terroristische Vereinigung in den Siebzigerjahren gewesen ist, dass die Mitglieder dieser Vereinigung fast alle Saturn-Uranus als Konstellation hatten. Das man im Grunde genommen immer die Formen des Staates, für das ja der Saturn steht, sprengen wollte. Insofern, wenn man also kompensiert, kommt es sehr leicht dazu, dass man Konflikte nicht nur nicht vermeidet, sondern – im Gegenteil – sogar schürt. Und das ist natürlich ganz genauso falsch und dem Entwicklungsniveau nicht zuträglich, als wenn man vor den Konflikten ständig flüchten würde.