Konstellation Saturn-Pluto

Autor: Peter-Johannes Hensel

Auszug aus dem 1.100-seitigen Ausbildungs-Ebook

Es heißt an dieser Stelle in einem gewissen Sinne tief durchatmen. Denn mit Pluto-Saturn haben wir erstmalig in unserem Ausbildungsgang eine Konstellation vor Augen, die sich vollständig aus kollektiven Planeten, etwas altertümlich ausgedrückt, aus zwei Gottheiten, zusammensetzt. Eben dem Saturn und dem Pluto. Es ist eine gewisse Eigenart solcher Konstellationen, weil kein persönlicher Planet an ihnen beteiligt ist, dass die Kenntnis dessen, worum es eigentlich geht, geschweige denn die fruchtenden Versuche, etwas zu lösen an dem Problem, relativ lange auf sich warten lassen. Denn ein persönlicher Planet in einer Konstellation - selbst wenn diese Konstellation sehr schwierig sein sollte - gibt doch immer einen relativ schnelleren Bezug zu der Problematik und zu den Möglichkeiten der Konstellation, als wenn an der Konstellation kein persönlicher Planet beteiligt ist. Saturn-Pluto ist mit Sicherheit eine Konstellation - weil sowohl Saturn, als auch Pluto, selber Druck symbolisieren - zu den druckvollsten und damit in einem gewissen Sinne auch zu den leidvollsten Konstellationen gehört, die wir kennen. Das Prinzip des Drucks, der ausgeübt wird auf diesen Menschen selbst oder der von diesem Menschen selber auf andere hin ausgeht, dieser Druck ist ein absolut kennzeichnendes Wesensmerkmal. Deshalb sagen wir, dass das Wesensbild, der Wesenskern der Konstellation, dem des Scheiterhaufens entspricht. Denn der Scheiterhaufen, als ein Bild von Qual, von Strafe, von Angst symbolisiert eigentlich das, was man als Druck bezeichnet, auf eine sehr eindrucksvolle Art und Weise.
 
Das Wesensbild des Scheiterhaufens symbolisiert zudem, dass im Grunde genommen hier Gericht gehalten wird. Dass also Verfehlungen stattgefunden haben, die gesühnt, die geahndet werden müssen, dass hier also im psychologischen Sinne ein Bestrafungsritual vollzogen wird an einem Menschen, der im weitesten Sinne gesündigt hat. Wir haben hier relativ archaische Begriffsformen oder Lebensformen stellvertretend vor uns, und müssen immer davon ausgehen, dass Saturn-Pluto eine vor allen Dingen – auch geistig betrachtet – sehr starke Unbeugsamkeit in sich trägt. Insofern formulieren wir bei Saturn-Pluto als Inhaltsbild den unbeugsamen Geist. Also denjenigen Menschen, der eine übermäßig feste Überzeugung - um es mal positiv auszudrücken - in sich trägt, was bedeutet, dass er in keinem Falle gewillt ist, diese Überzeugung zu ändern. Um keinen Preis darf es dazu kommen, dass die eigene Ansicht der Dinge, dass die eigene Betrachtung der Welt in irgendeiner Form einer Veränderung unterworfen werden soll. Und dieses führt natürlich zu einer Unbeugsamkeit, die man zum Teil vor allen Dingen auf niedrigem Niveau aufrecht erhält, auch wider besseres Wissens. Der unbeugsame Geist ist letzten Endes als Inhaltsbild dazu angetan, sich in der Form der sogenannten Inquisition zu zeigen.
 

Die Inquisition, so, wie sie in früheren Jahrhunderten offensichtlich im äußeren Sinne vollzogen worden ist, aber auch in der heutigen Zeit in versteckter Form immer noch ihr Unwesen treibt, die Inquisition ist im Grunde genommen das Formbild von Saturn-Pluto. Weil in dem Begriff der Inquisition immer auch das Druck ausüben auf andere, oder im Sinne der Erleidensform, auf mich, beinhaltet ist. Innerhalb des Drucks, der von der Inquisition ausgeht, entsteht automatisch bei Beteiligten das entsprechende Verhaltensbild des Märtyrers. Also desjenigen Menschen, der für eine Sache gewillt ist, sich unter Druck setzen zu lassen und möglicherweise auch - und das ist nun bei Saturn und Pluto ein Begriff, der in jedem Falle im Raum steht - dafür auch sterben würde. Der Tod, das Sterben ist sicherlich ein Gedanke, der in Saturn-Pluto in jeder Faser innewohnt. Das kann sicherlich auch schon auf die frühkindliche Situation eines Menschen mit der Konstellation übertragen werden. Der Tod hat sehr häufig im Leben eines Saturn-Pluto-Menschen schon am Anfang eine Rolle gespielt. Ob die jetzt direkt oder indirekt gewesen ist, das kommt immer aufs einzelne Horoskop an. Und ob diese Rolle bewusst oder nur unbewusst wahrgenommen wurde, das kommt ebenfalls aufs Horoskop an. Aber der Tod - das sollten Sie einfach mal versuchen, auch in den Horoskopen, die Sie haben, herauszufinden - dieser Tod hat sehr mannigfaltige Gesichter.
 
Wir gehen davon aus, dass in der frühen Kindheit ein Mensch mit Saturn-Pluto erlebt hat, dass entsprechende Bezugspersonen - und nach meiner Erfahrung ist das hauptsächlich der Vater - mehr oder weniger das A und O, also den Maßstab schlechthin dargestellt haben. Das heißt, das Kind ist sehr starkem Druck seitens der Eltern, im Speziellen oft des Vaters, ausgesetzt gewesen und musste feststellen, dass der Vater – hauptsächlich der Vater, ich betone das nochmalig – diesen unbeugsamen Geist oder die Instanz der Inquisition, um es mal sehr dramatisch zu formulieren, dargestellt hat. Da gibt es natürlich sehr große Unterschiede in der Intensität dieses Druckes. Aber nach aller Erfahrung ist das Prinzip immer relativ leicht nachweisbar.
 

Das führt dazu, dass das Kind, dem Druck ausgesetzt, eine sogenannt gebeugte Lebenshaltung entwickelt. Nicht selten ist es sogar so, dass der Körper reagiert und eine gewisse gekrümmte, gebeugte Haltung, im Extremfall einen sogenannten Buckel bekommt. Der Buckel steht für das Gebeugte, für den Menschen, der Druck ausgesetzt ist oder war, und der diesem Druck des Lebens, beziehungsweise der Umstände, auch personifiziert in entsprechenden Menschen nicht standhalten kann. Wenn man dem Druck nicht standhält, dann hat man aber dennoch die Situation, eine bestimmte Leistung, sozusagen als einen Widerstand, erbringen zu müssen. Und in dem Sinne ist Leistung bei dieser Konstellation auch in der frühen Kindheit durchaus gefragt gewesen. Nur ist es so, dass die inneren, vor allen Dingen seelischen Umstände hier im Grunde genommen gar nicht gefragt gewesen sind, sondern eher als eine Art Ablenkung von dem Erbringen einer Leistung angesehen worden sind. Insofern ist hier auch mit Saturn-Pluto eine Konstellation gegeben, bei der man der inneren emotionalen Welt relativ fremd gegenübersteht. Und später in beinahe vulkanausbruchsartigen emotionalen Entladungen dann mit der inneren eigenen Welt, allerdings häufig in sehr pervertierter Form, konfrontiert wird.
 
Das Kind wird versuchen, um in irgendeiner Form dem Druck standhalten zu können, Kompromisse einzugehen. Diese Kompromisse müssen aber zwingendermaßen die falschen sein. So kann man das Eingehen von Kompromissen als eine gehemmte Form von Saturn-Pluto ansehen, in dem Sinne, als der Kompromiss, der eingegangen wird, nichts anderes als der Versuch ist, sich vom Druck zu befreien. Beziehungsweise zumindest den Druck in einer extremen Situation zu mildern. Insofern können wir auch sagen, dass der Kompromiss, der eingegangen wird, auch dem Versuch entspricht, sich von der Furcht vor Fremdbestimmung einigermaßen freizuhalten. Je weniger Kompromisse ich mache, umso mehr unterliege ich dem Druck anderer, die versuchen, mich umzustimmen oder mich zu zwingen. Insofern bin ich dann fremdbestimmt.
 
Wenn ich also Kompromisse eingehe, versuche ich Druck abzulassen. Und Kompromiss-bereitschaft ist mit Sicherheit ein wesentliches Verhaltensmerkmal von Saturn-Pluto-Menschen, um Situationen zu bereinigen, beziehungsweise eben Druck oder Dampf aus der Situation ableiten zu lassen. Sie können auch das Bild eines Vulkanausbruchs nehmen, sicherlich ein sehr geeignetes Bild für Saturn-Pluto. Wobei der Vulkanausbruch selber auch eine Art Kompromiss darstellt, als ein Ausgleichsversuch zwischen dem inneren Druck, der in dem Vulkan wohnt, und der Tatsache, dass der Vulkan auch ein solcher nur deshalb ist, weil er das was innen ist, herausspucken kann. Insofern ist das Ablassen von Druck bei einem Vulkan im Grunde genommen immanent enthalten.
 

Wir sagen bei Pluto-Saturn sehr häufig, dass innerhalb dieser Konstellation die Seele auf den Verbrennungsplatz geführt wird. Also das Bild des Scheiterhaufens. Was hier geopfert wird, ist die Seele, ist die freie, ungehinderte Selbstbestimmung. Und man muss dieses im Laufe des Lebens erkennen. Man muss erkennen, dass das eigene Innen im Grunde genommen sehr häufig fremdbestimmt gewesen ist und dass anstelle eines gesunden Innenlebens eine Wüste, beziehungsweise das sogenannte Verwüstungsgefühl, von denjenigen, die die Oberhand über mich gewonnen hatten, hinterlassen worden ist. Also eine Art verbrannte Erde, die man sehr häufig vorfindet. Insofern muss man wieder so eine Art Aufforstung betreiben, um das Gefühl von Lebendigkeit, was normalerweise in Saturn-Pluto nicht vorhanden ist, wiederzuerlangen.
 
Nun, ich möchte Sie an dieser Stelle noch einmal bitten, und das ist wirklich eine ganz ernsthaft gemeinte Aufforderung: dass Sie vor allen Dingen innerhalb der Konstellationsbilder, die jetzt hier gerade besprochen werden, bitte unbedingt versuchen müssen, die einzelnen Bilder des Wesens, des Inhalts, der Form und des Verhaltens mit eigenen Gedanken und später auch mit eigenen Empfindungen zu füllen. Denn wir können sicherlich nicht davon ausgehen, dass die Beschreibungen mit Worten, die hier in diesen Lektionen abgegeben werden, das gesamte Ausmaß all der Wesens-, Inhalts-, Form- und Verhaltensbilder darstellen. Sie sind in jedem Falle aufgefordert, einen eigenen Beitrag zu leisten, um sich die einzelnen Bilder auf der inhaltlichen, formellen, Verhaltensebene und möglicherweise später sogar innerhalb des Wesensbildes selber zu erarbeiten.
 
Ich möchte auf jeden Fall an dieser Stelle auch noch einmal sagen - und das war, glaube ich, auch am Anfang der Konstellationsbilder schon erwähnt - dass es hier vor allen Dingen um eine möglichst schlichte und absichtlich kurze prägnante Darstellung der entsprechenden Anlageformen geht. Vor allem, das ist absolut wichtig, damit genug Platz für die eigenen Gedanken und Empfindungen zu den Konstellationen Ihrerseits bleiben kann. Man kann tatsächlich sagen, wenn es um die Konstellationsbildlehre geht, dann ist weniger mehr. Und in diesem Zusammenhang sind Sie von mir freundlichst aufgefordert, sich im Laufe Ihrer astrologischen Karriere, Ihres vor Ihnen liegenden astrologischen Lebens, wenn ich das mal so sagen darf, unbedingt selber diese einzelnen Bilder von Inhalt, Form, Verhalten und Wesen mit Leben, mit Gedanken, mit Empfindungen zu füllen.